Dieser Grundgedanke des zeichnerischen Streunens, Verweilens, auch Abbrechens und Wieder-Fortschreitens ist ein wesentlicher Aspekt und Antrieb der Künstlerin, so, und nicht anders zu arbeiten.Er gibt ihr die Möglichkeit, Empfindungen und Überlegungen in spontaner Direktheit und innerer Ruhe zugleich auszudrücken, sie nicht zeitversetzt oder erst nachträglich zeichnerisch zu kommentieren, und dies genau so lange zu tun, wie die jeweilige Stimmung es erlaubt. So haben ihre Zeichnungen nichts posthum Reflektierendes, sondern sind unmittelbare Um-setzungen jeweils aktueller emotionaler Zustände. Ihr Instrumentarium bewegt sich an der Grenze zwischen Dinglichem und Abstraktem. Diese Grenze wird ständig beidseitig wechselnd überschritten, ohne dass die Künstlerin auf einem der Territorien dauerhaft und eindeutig verweilen würde. Kein Blatt erschließt sich dem Be-trachter mit einer unmittelbar zugänglichen Bilderzählung, kaum eines mit zweifelsfreier Gegenstandsymbolik. Dort, wo Natur erscheint, tut sie es mehr als Zustand, denn als Thema… Wo der Mensch ins Blickfeld tritt, scheint immer mehr die Empfindung als der Bereich von messbar Faktischem anvisiert. Es sind eher introvertierte Zeichnerische Notationen, die dem Betrachter zu entschlüsseln aufgegeben, oder eben einfach nur zur Betrachtung vorgelegt sind. Thomas Elsen Auszüge aus dem Vorwort zum Katalog „Arbeiten auf Papier“,2007 Kunst zu machen ist für Burga Endhardt ein Akt existenziellen Nachdenkens, der Selbst-reflexion und der immer wieder neu zu ermittelnden Position des eigenen Ich in der Welt. Ihre Zeichnungen sprechen auf eine Weise das Gefühl an, dem sich, unabhängig vom jeweiligen Urteil kaum jemand zu entziehen vermag. Und sie tun dies immer irgendwie als Spiegel persönlicher Stimmungen. Es sind hochsensible Seelen- und Innenlandschaften, die wir in ihren Blättern vorfinden und deren geheimnisvolle Mikrokosmen das Auge des Betrachters zu einer nicht nur oberflächlichen Erkundung auffordern. Lässt man sich auf sie ein, wird die Seele des Bildes, der Zeichnung, der Komposition unmittelbar spürbar: Eine eigentliche Bildoberfläche scheint es gar nicht zu geben, man befindet sich vielmehr direkt im Innere des Kunstwerks. Vielleicht liegt genau hierin, ohne inhaltliche Bilderzählungen aufzubauen, eine unausgesprochene, doch immer präsente Bildbotschaft. Und dennoch: Es bleibt etwas Rätselhaftes zurück, eine unsichtbare Bildebene, die das Kunstwerk offen legt und zugleich verdeckt, zumindest aber seine Entschlüsselung nicht wirklich zulässt, vielleicht auch gar nicht zulassen will. Burga Endhardt steht mit ihrer Zeichenkunst immer am Übergang, wähnt sich nie an einem Ziel, sondern visualisiert ein inneres Suchen und Reflektieren. Nicht das Angekommensein sondern der Weg als Bild des Menschen wird uns sichtbar gemacht.